Dieser Artikel beschäftigt sich mit den häufigsten Fragen, die in Bezug auf die Falknerei gestellt werden. Beitrag zur Folge 11 des Podcasts
Ich beziehe mich bei der Erläuterung auf behördliche Gutachten, Stellungnahmen von Tierärzten, Praxiserfahrung von aktiven FalknerInnen und Beobachtungen von Tierschützern. Bilde dir am Ende des Artikels selbst eine Meinung.
Beginnen wir mit einer sauberen Trennung von Begrifflichkeiten und der Definition von Begriffen aus der Fachsprache.
Begriffsdefinition:
- Falknerei im ursprünglichen Sinne = Beizjagd. D.h. die Jagd mit dem abgetragenen Greifvogel/Falken auf frei lebendes Wild in seinem natürlichen Lebensraum.
- Falknerei als Gewerbebetrieb. Eine Einrichtung, in der Greifvögel, Falken und Eulen gehalten werden und einem Publikum u.a. bei Flug-Shows präsentiert werden.
- Falknerische Haltung: Bei dieser Haltungsform werden die Greifvögel/Falken an beiden Hinterextremitäten, mit dem Geschüh,kurzweilig gesichert, damit sie nicht wegfliegen können. Dabei werden Gerätschaften verwendet wie das Hohe Reck, Block, Sprenkel, das Geschirr, Badebrente etc.)
Ein Punkt, der den Laien sofort ins Auge fällt ist, dass Greifvögel, Falken oder Eulen angebunden gehalten werden. Diese Haltung ist unabhängig davon, ob diese Vögel zur Beizjagd eingesetzt werden oder für gewerbliche Flug-Shows gehalten werden, gesetzlich NUR zulässig, wenn die Vögel mindestens jeden zweiten Tag Freiflug erhalten. (siehe Mindestanforderungen wie unten)
Warum werden Greifvögel, Falken und Eulen in dieser Form gehalten?
Die falknerische Haltung, kommt dann zum Einsatz, wenn ein Greifvogel für die Beizjagd falknerisch ausgebildet werden soll, also für die Beizjagd eingesetzt werden soll, auch wenn ein Greifvogel für den Show-Betrieb ausgebildet wird oder wenn er nach einer genesenen Verletzung wieder wildbahntauglich gemacht werden soll.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Tiere nicht dauerhaft angebunden sein dürfen, sondern nur in Verbindung mit dem Freifllug. Eine Beschreibung über die falknerische Haltung findet man im Haltegutachten „Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögel und Eulen“, das 1995 erarbeitet wurde. 2024 wird hoffentlich die mehrjährige Überarbeitung dieses Gutachtens durch eine Sachverständigengruppe im Auftrag vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft abgeschlossen.
Diese Regelung besagt, dass:
„Eine falknerische Haltung ist nur bei Vögeln, die für den Freiflug trainiert sind oder ausgebildet werden und die außerhalb der Balz- oder Mauserzeit Freiflug erhalten, oder bei kranken oder verletzten Vögeln aus medizinischen Gründen (s. Punkt C), anzuwenden. Ungeeignet ist sie für Brutpaare und Jungenaufzucht. Für falknerisch gehaltene Vögel muss außerhalb der Balz- oder Mauserzeit ausreichende Bewegungsmöglichkeit durch Freiflug, mindestens jeden zweiten Tag, sichergestellt sein.
Sofern in der Balz- oder Mauserzeit ein Freiflug nicht möglich ist, sind falknerisch gehaltene Vögel in dieser Zeit in Volieren oder an Flugdrahtanlagen entsprechend Punkt 4.4 zu halten.“
(10. Januar 1995)
In der Praxis heißt das für pflegebedürftige Greifvögel: Die falknerische Haltung wird nur so lange durchgeführt, bis der Vogel wieder wildbahn tauglich ist. Das heißt, durch falknerisches Training wieder in Form kommt, damit er in der Wildbahn überleben kann und auch in diese entlassen wird.
Hinweis auf Tierschutzgesetz: Das Auswildern nicht ausreichend auf das Leben in freier Natur vorbereiteter Jungvögel ist tierschutzwidrig. (§§ 1 und 3 Nr. 4 Tierschutzgesetz.) https://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/__4.html
In der Praxis heißt das für Beizvögel: Die Beizvögel werden für die Ausbildung, das tägliche Training oder die Beizjagd während der Beizsaison falknerisch gehalten. Außerhalb der Beizsaison sind sie in einer Voliere, an einer Flugdrahtanlage oder Zucht- oder Mauserkammer untergebracht.Es ist Pflicht, den Vogel regelmäßig, dass heißt mindestens vier Mal wöchentlich, eine Stunde Freiflug zu gewähren. Falknerinnen und Falkner, die mit ihrem Beizvogel die Beizjagd ausüben, trainieren oder jagen meist täglich mit ihren Tieren. Dies ist erforderlich, um die körperliche und mentale Fitness zu erreichen und zu erhalten. Hier wird deutlich, welch zeitintensive Tätigkeit die praktizierende Falknerei ist.
In der Praxis heißt das für Greifvögel, Eulen und Falken, die in gewerblichen Falknereien gehalten werden: Das sie in Volieren oder an Flugdrahtanlagen gehalten werden oder ebenso genug Bewegungsmöglichkeiten für den Freiflug bekommen müssen. Meist gibt es eine Kombination aus Flugdrahtanlage, Voliere und Freiflug.
Begriffsdefinition:
- Beizsaison: Diese Saison beginnt frühestens im Spätsommer und dauert bis zum Ende des Winters. Sie ist an die Jagdzeiten des Niederwildes wie Hasen, Kaninchen und Rabenkrähe, Stockente etc. gebunden. Während der Beizsaison erhält der Greifvogel ein Flugtraining, welches Kraft und Ausdauer stärkt, bevor er zur Jagd eingesetzt wird, wobei besondere Rücksicht auf die natürliche Umgebung und den Bestand des Wildes genommen wird.
- Flugdrahtanlage: Vom überdachten Reck läuft knapp über dem Boden ein 5 bis 15 m langer rostfreier Stahldraht (Flugdraht) ins Freie, an dessen Ende der niedere Reck oder Bogenreck (Aufblockmöglichkeit) steht. Außerdem muss diese Vorrichtung eine Bremse enthalten, wenn der Flugdraht länger ist und der Vogel darüber hinausfliegen würde, damit er sich nicht verletzen kann, also ein abruptes Abbremsen verhindert wird. Zudem hat er die Möglichkeit bei schlechtem oder sonnigen Wetter selbstständig einen wettergeschützten Platz aufzusuchen (überdachtes Reck).
- Mauserkammer: Außerhalb der eigentlichen Beizsaison werden Greifvögel während der Frühjahrs- und Sommermonate in sogenannten „Mauserkammern“ untergebracht, damit sie in den Gefiederwechsel vornehmen können
Die falknerische Haltung ist nur in Verbindung mit dem Freiflug erlaubt. Es wird deutlich, dass die Tiere nicht das ganze Jahr in einer dauerhaften Anbindehaltung gehalten und vom Fliegen abgehalten werden.
Eine Kombination aus falknerischer Anbindehaltung an einer Flugdrahtanlage umgeben von einer Voliere hat sich für manche Vögel als besonders geeignet herausgestellt, weil die Vögel so frei fliegen können und weiterhin den Kontakt zum Falkner oder Falknerin aufrecht erhalten wird. Das ist bei einer Volierenhaltung nicht der Fall. Dort „verwildern“ die Vögel wieder etwas und der Ausbildungsprozess muss dann im nächsten Jahr wieder aufgefrischt werden. Die Voliere dient in diesem Fall vor allem dazu, natürliche Feinde draußen zu halten und ihnen die nötige Ruhe zum Mausen oder zum Züchten zu gewähren. Die meisten Greifvögel leben in der Natur solitär oder als Paar, so auch in menschlicher Obhut.
Werden die Greifvögel, Eulen und Falken durch die Falknerei vom Fliegen abgehalten?
Um diese Frage zu beantworten, werfen wir einen Blick in die Natur. Greifvögel stehen am Ende der Nahrungskette des Ökosystems. Sie fliegen oder jagen nur, wenn eine Motivation vorhanden ist. Sonst sparen sie ihre Energiereserven. Fliegen ist notwendig, um sich zu ernähren, das Revier abzugrenzen oder für Balzflüge und die Versorgung des Nachwuchses. Abhängig von Jahreszeit und Greifvogelart, sind sie zu 95% inaktiv. Heißt 5% (1,5 Stunden) des Tages verbringen sie mit Fliegen. Dabei gleiten sie nicht durch die Lüfte, um die Natur zu genießen, sondern ausschließlich mit einem klaren Ziel, welches für ihr Überleben notwendig ist. Greifvögel fressen auf Vorrat. Wenn ein Beutetier geschlagen wurde, dann wird so viel gefressen wie möglich und der Rest deponiert, um ihn später zu nutzen. Die Nahrung gelangt nicht wie beim Menschen direkt in den Magen, sondern erst in den Kropf, von wo sie dann portionsweise in den Magen verdrückt wird. Deshalb hat der Greifvogel mit vollem Kropf auch keine Motivation zu jagen, außer er muss Jungtiere versorgen.
Fliegen Greifvögel nicht den ganzen Tag?
Es gibt Wanderfalken, bei denen eine tägliche Jagdaktivität von nur zwei Minuten nachgewiesen ist. Den Großteil des Tages verbringen sie mit Komfortverhalten, wie Ruhen, Wasser-,Sand-, Sonnenbaden oder Gefiederpflege. Dieses Energiesparverhalten konnte sich entwickeln, weil die Greifvögel eine Nahrungsnische besetzten und eine Stellung im Ökosystem einnehmen, bei dem man den ganzen Tag auf Neudeutsch „chillen“ kann. Dieser Rhythmus wird bei der falknerischen Haltung beibehalten.
Quelle: Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (2006): Hinweise für die Überwachung von Greifvögeln. Merkblatt Nr.107, https://www.tierschutz-tvt.de/alle-merkblaetter-und-stellungnahmen/?no_cache=1&download=TVT-MB_107_Greifvogelhaltung__2006_.pdf&did=144,
Warum fliegen Greifvögel oder Falken nicht einfach weg?
Falknerisch gehaltene Greifvögel, Eulen und Falken haben zwei Lederriemen an den Ständern. Das ist ein Teil des Geschühs. Damit können sie vom Falkner oder der Falknerin gehalten werden. Während des Freiflugs wird das Geschüh oder ein Teil des Geschirrs (Drahle, Sicherungsriemen) entfernt. Bei manchen Greifvögeln verbleiben die Halteriemen während des Freiflugs am Vogel, was ihn jedoch nicht behindert und er damit erfolgreich und selbstständig jagen kann. Im Grunde genommen benötigt der Greifvogel keinen Falkner oder Falknerin, geschweige denn einen Jagdhund, der die Beute hochmacht, um an Nahrung zu kommen. Allerdings hat der Greifvogel durch das Training gelernt, dass er durch den Falkner oder der Falknerin, den Jagdhund oder den Frettchen schneller zum Erfolg kommt. Anders als in der Natur, bei dem die Beute häufig entkommt und er am Ende des Tages kein Futter hat, erhält er trotz eines Misserfolges am Ende des Tages seine Tagesration Futter vom Falkner oder der Falknerin und muss nicht mit leerem Magen die Nacht verbringen.
Falkner und Falknerinnen sind darauf bedacht, ihren Vogel in bester körperlicher und mentaler Gesundheit zu halten, heißt ihm so viel Futter zu geben im Verhältnis zum körperlichen Einsatz, damit er wie in freier Natur die Leistung bei der Jagd erbringen kann. Wenn ein Beizvogel sich verstößt und nicht mehr zum Falkner oder Falknerin zurückkehrt, dann kann er sein Futter selbst jagen, da ihm das Jagen angeboren ist. Die Lederriemen fallen übrigens irgendwann ab, wenn sie denn welche tragen. Falken z.b. werden ganz ohne Lederriemen geflogen. In der Regel werden die Beizvögel jedoch mit Telemetrie-Sendern geflogen, damit man den Beizvogel schnell wieder finden kann und der Kontakt nicht abbricht.
Lassen FalknerInnen ihre Greifvögel hungern?
Ein vollgefressener Greifvogel jagt nicht, egal ob in freier Natur oder beim Falkner oder Falknerin. Wie wir oben erläutert, haben ist er ein Meister im Energiesparen. Ein Greifvogel muss aber regelmäßig fliegen, damit seine Muskulatur aufgebaut und erhalten bleibt, die er für eine erfolgreiche Jagd braucht. Daher werden Greifvögel restriktiv gefüttert.
Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (2010): Merkblatt Nr. 122 – Greifvögel, Mindestanforderungen für Greifvogelschauen (gültig auch für gehaltene Eulen), https://www.tierschutz-tvt.de/alle-merkblaetter-und-stellungnahmen/#c308
Das heißt, während der Ausbildung des Vogels muss das Futtermanagement so angepasst werden, dass kalorienarmes Futter bevorzugt und beschränkt wird. Je nach Kondition (körperliche und geistige Verfassung) des Vogels. Diesen Zustand (Kondition) kann man durch tägliches Wiegen, Reaktion des Vogels auf Futter, Verhalten und Aussehen des Vogels, Wettereinflüssen und vieles mehr beurteilen. Erfahrene Falkner und Falknerinnen können den körperlichen Zustand auch ohne Waage an der Brust des Vogels ertasten, z.B. an einem Wildvogel, bei dem keine Daten aufgezeichnet wurden und so feststellen können, ob eine starke Unterernährung vorliegt. Das Brustbein würde sich dann sehr deutlich erfühlen lassen. Ein Vogel, der unterernährt ist, kann weder in der Natur noch bei einem Falkner oder Falknerin jagen. Für die Jagd braucht der Vogel ausreichend Energie und Muskelkraft, ansonsten ist eine erfolgreiche Jagd ausgeschlossen. Das wäre so, als wenn ein ausgehungerter Läufer einen Marathon bestreiten sollte.
Wird der Zustand der Krallen und Schnäbel von Beizvögeln erheblich verändert?
Wie bei frei lebenden Greifvögeln auch, können falknerisch gehaltene Greifvögeln einen Überschnabel bekommen. Dabei wächst die Schnabelspitze über das normale Maß hinaus. Die der FalknerIn oder TierarztIn können den Schnabel (Horn, wie Fingernägel) durch geeignetes Werkzeug wieder in die natürliche Form bringen. Das Kürzen des Schnabels darf auf keinen Fall mit dem Kupieren einer Rute verwechselt werden. Überwucherte und deformierte Krallen sind meist die Folge von unsachgemäßer Haltung. Falkner oder Falknerinnen müssen zwei staatliche Prüfungen nachweisen und besitzen die nötige Sachkunde, um dies nicht entstehen zu lassen.
Quelle: Harrison, G. J., Lightfoot, T. L. (2006): Clinical Avian Medicine, Spix Publishing Inc. Palm Beach, FL, USA. Kapitel 40: Management of Raptors, S. 927
Sind die Volieren der Greifvögel, Falken oder Eulen nicht zu klein?
Die Volierengrößen für Greifvögel sind in Deutschland in der Leitlinien zur Haltung (Anlage 1) geregelt. https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Tiere/Tierschutz/Gutachten-Leitlinien/HaltungGreifvoegel.pdf?__blob=publicationFile&v=2
Darin sind nicht nur die Größen der jeweiligen Volieren vorgeschrieben, sondern auch die Außenvolieremaße und wenn erforderlich Innenraummaße. Die verschiedenen Temperaturanforderungen von Greifvögeln und Eulen sind ebenfalls vorgegeben. Bei der Volierenhaltung ist vor allem zu beachten, dass die Schwingen der Vögel keinen Schaden nehmen und auch sonst die individuellen Bedürfnisse der Vögel berücksichtigt wurden
Werden bei der Beizjagd Tiere aufeinander gehetzt?
Eine Hetzjagd ist in Deutschland verboten. Hetzjagd ist, wenn ein Tier ein anderes solange hetzt, bis es sich erschöpft greifen lässt, z.B. ein Wolfsrudel hetzt die Beute bis es sich ergibt. Ein Greifvogel verfolgt sein Beutetier nur solange, wie er es sehen kann (Sichtjäger). Verschwindet das Beutetier in der Deckung, ist der Jagdflug vorbei. Ein Jagdvorgang dauert nur wenige Sekunden, entgegen einer Hetzjagd, die teils über Stunden gehen kann.
Bei der Beizjagd wird ein Greifvogel oder Falke eingesetzt, um auf ein Beutetier zu jagen. Dabei jagt der Greifvogel oder Falke nach seinem ihm angeborenen Jagdverhalten und seinen natürlichen Beutetieren entsprechend. Nehmen wir an, auf einem Friedhof sollen Kaninchen bejagt werden, die Gräber untergraben. Mithilfe von Frettchen, die in den Bau einschliefen und im Idealfall, Kaninchen aus dem Bau scheuchen, wird der Beizvogel selbst entscheiden, ob und welches Kaninchen er schlägt. Diese Entscheidung trifft er selbstständig innerhalb von Sekunden. Ein Wanderfalke würde diese Jagdart und das Beutetier überhaupt nicht anjagen, da er einen völlig anderen Lebensraum und Jagdraum benötigt und eine andere Jagdtechnik anwendet (Jäger aus dem freien Luftraum).
Eine Methode, bei der Tiere tatsächlich im Zusammenhang mit der Falknerei vorgesetzt wurden, gab es früher tatsächlich. Sie wird heute aber nicht mehr praktiziert, weil es sich aus Tierschutzgründen verbietet. Um einen verstoßenen (entflogenen) Greifvogel wieder einzufangen, wurde eine lebende Taube mit einer Schnur gesichert und dem Greifvogel vorgesetzt. Dieses lebende Tier sollte ihn dann animieren, von seinem Ansitz herunterzukommen.
Nach dem Tierschutzgesetzt ist es https://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/__3.html
Grundsätzlich verboten ein Tier auf ein anderes Tier zu hetzen, soweit dies nicht die Grundsätze weidgerechter Jagdausübung erfordern.
Begriffsklärung:
Weidgerechte Jagd betont drei Aspekte der Jagd: den Tierschutz, der Jäger dazu auffordert, Tieren Schmerzen zu ersparen; den Umweltaspekt, der die Berücksichtigung der gesamten Umwelt verlangt; und den mitmenschlichen Aspekt, der respektvolles Verhalten gegenüber anderen Jägern und der Bevölkerung fordert.
Muss die Beute von Beizvögeln qualvoller sterben, als die von frei lebenden Greifvögeln?
Habichtartige Greifvögel töten ihre Beute durch Erdolchen und Kneten des Brustkorbes mit ihren starken Fängen. Der Schnabel dient nur der Nahrungsaufnahme. Sie sind Grifftöter.
Falken sind Bißtöter, das heißt sie töten ihre Beute durch einen Biß in die Wirbelsäule (Abnicken) mit dem Falknerzahn und nutzen ihre Fänge nur zum Fangen und Halten der Beute. Beizvögel töten ihre Beute auf die gleiche Art und Weise wie ihre Verwandten in freier Natur. Dieses Verhalten ist angeboren. Allerdings erlöst (Abfangen) der Falkner oder die Falknerin beim Herantreten an den Beizvogel die Beute oftmals schneller als dies in freier Natur der Fall ist.
Werden Greifvögel durch das Verhauben kontrolliert und ausgenutzt?
Das Verhauben von Greifvögeln kennt man in Europa erst seit dem Mittelalter, obgleich die Falknerei wesentlich älter ist. Nicht jeder Greifvogel oder Falke wird immer verhaubt. Das Verhauben verhindert, dass optischen Umweltreize den Greifvogel/Falken irritieren oder erschrecken. Die sonst tagaktiven Tiere, werden in den Ruhemodus, wie in der Nacht versetzt, wodurch sie direkt entspannt werden. Eine Fahrt ins Revier oder zum Tierarzt ist so ohne weiteres möglich. Alternativ kann der Greifvogel in einer dunklen Kiste transportiert werden. Diese Technik (Verhauben oder ein Tuch über die Augen legen) wird übrigens auch bei Wildtieren und in der Forschung angewandt.
Wir der Greifvogel gezwungen, beim Falkner oder der Falknerin zu bleiben?
Der Kontakt von Menschen und Greifvogel/Falken ist auf dem täglichen Umgang miteinander aufgebaut. Sobald der Greifvogel oder Falke längere Zeit in freier Wildbahn ist, löst sich der Kontakt wieder langsam auf.
Selbst bei Flugshows könnten die Vögel jeder Zeit entscheiden nicht zum FalknerIn zurück zu kommen. Ein Überleben in freier Wildbahn ist für sie problemlos möglich, aber nicht ganz so bequem.
Sind Falknerinnen und Falkner Tierquäler?
Die meisten Falknerinnen und Falkner verstehen sich als Tierschützer und sind ausgewiesene Spezialisten. Sie setzten sich für die Rechte dieser Tiere ein. Sie pflegen verletzte Greifvögel, Eulen und Falken fachgerecht, sodass sie wieder in die Wildbahn entlassen werden können. Sie engagieren sich aktiv für den Greifvogelschutz. Dazu zählen u.a. der Erhalt von Lebensräumen und der Schutz des Niederwildes. Sie setzten sich für Verbote von Giften und Pestiziden ein. Sie beobachten, welche Auswirkung die landschaftliche Veränderung auf die Vögel haben. Sie züchten Greifvögel, um vom Aussterben bedrohte Arten zu erhalten. Sie betreiben Öffentlichkeitsarbeit und machen auf verschiedene Gefahren aufmerksam.